#yolo 11.02.2022 (Archiv)
Satt im Hirn
Forscher der University of Arizona haben eine Gehirnregion und neuronale Schaltkreise identifiziert, die für das Sättigungsgefühl zuständig sind.Die Ergebnisse könnten dabei helfen, Medikamente zur Behandlung von Essstörungen gezielter zu entwickeln oder das Gewicht zu steuern. Derzeit hat die U.S. Food and Drug Administration sechs Medikamente für das Gewichts-Management zugelassen. Sie führen jedoch häufig zu Nebenwirkungen.
Lässt sich laut dem leitenden Wissenschaftler Haijiang Cai genauer auf den Bereich des Gehirns abzielen, der für das Sättigungsgefühl verantwortlich ist, werden auch Medikamente mit weniger Nebenwirkungen möglich. Frühere Studien haben die Schaltkreise für die Sättigung in der zentralen Amygdala angesiedelt, die auch Angst, Schmerzen und andere starke Gefühle kontrolliert. Die Komplexität der Neuronen in diesem Bereich des Gehirns hat es jedoch für Wissenschaftler schwierig gemacht, abzubilden, wohin das Signal als nächstes geht.
Die Forscher haben jetzt herausgefunden, dass das Signal zu Neuronen weitergeht, die in einer Gehirnregion mit der Bezeichnung PSTh für das Gefühl der Sättigung verantwortlich sind. Bisher bekannt war, dass das Hormon Cholecystokinin (CCK) vom Darm abgesondert wird, um dem Gehirn nach einer Mahlzeit eine Sättigung mitzuteilen. Die Wissenschaftler wussten auch, dass spezifische Neuronen in der Amygdala, die PKC-Delta-Neuronen, den Sättigungseffekt von CCK herbeiführen, indem sie andere inhibitorische Neuronen der Amygdala deaktivieren. Die Forscher folgerten daher, dass die der zentralen Amygdala nachgelagerten Neuronen von den PKC-Delta-Neuronen und von CCK aktiviert werden.
Bei Mausmodellen haben die Forscher festgestellt, dass sich die Neuronen, CCK und PKC-Delta, in der PSTh-Region befinden. Diese Region des Gehirns wurde erstmals in den 1990er-Jahren von chinesischen Forschern entdeckt. 2004 wurde sie in der englischsprachigen wissenschaftlichen Literatur eingeführt. Die Funktion dieser Region war jedoch nicht bekannt. 'Wir haben herausgefunden, dass die Neuronen dieser Region für die CCK-Sättigung erforderlich sind, um eine Nahrungsaufnahme zu unterdrücken. Wir wissen das, weil wenn diese Neuronen stummgeschaltet werden und die Person weiter isst, dann hat CCK keine Wirkung', so Cai.
Da die Person nicht mehr weiter aß, nachdem diese Neuronen auch direkt aktiviert worden waren, liegt es den Experten nach nahe, dass diese Neuronen eine sehr wichtige Rolle bei der Regulierung der Sättigung spielen. Cai bezweifelt jedoch, dass das Sättigungsgefühl nur von einer einzelnen Region im Gehirn vermittelt wird. Er geht davon aus, dass es dabei um eine Zusammenarbeit von mehreren Regionen geht. Die Forschungsergebnisse wurden in 'Molecular Metabolism' veröffentlicht.
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